10. Tag – 22.02.2015 – Titicacasee

Puno, 5:30 Uhr. Aus Schü’s Handy dröhnt ohrenbetäubender Metal. Zeit zum Aufstehen. Nachdem in Puno gegen Mitternacht langsam Ruhe eingekehrt war, erwachte nun die Zeit der Hunde, die sich lautstark in der ganzen Stadt unterhielten. Entsprechend gerädert waren wir als in aller Frühe der Wecker zum aufstehen anhielt. Nach dem Frühstück, hey! es gab Marmelade, mein Vertrauen in Puno war wieder hergestellt, machten wir uns zu dritt auf den Weg zum Hafen. Ja, zu dritt. Schü fühlte sich körperlich leider nicht im Stande uns zu begleiten, stattdessen umsorgte ihn unsere Hotelwirtin herzerwärmend mit Tee und einer Wärmflasche.

Pünktlich um 7:30 Uhr bestiegen wir die MS Nutshell. Ein kleine Nussschale, die etwa 30 Personen Platz bot und mit einem Atemberaubenden Tempo von gefühlten 2 Knoten durch den Titicacasee pflügte und uns zuerst nach Uros zu den schwimmenden Inseln brachte. Nach etwa 30 Minuten Fahrt durch Schilflandschaft so weit das Auge reicht kamen wir an einer der 87 Inseln an, die komplett aus Schilf gebaut sind und auf dem Wasser treiben.

Die schwimmenden Inseln

Die schwimmenden Inseln


Ein Bewohner der Insel erzählte uns ein wenig über den Aufbau der kleinen Inseln auf denen meist etwa vier bis fünf Familien in kleinen Schilfbehausungen lebten.
Vor einiger Zeit tobte wohl mal ein Sturm, der die Anker der Inseln los riss und sich die schwimmenden Inseln nun nicht mehr wie gewohnt 6 km vor der Küste Punos befanden sondern 13 km weit auf dem See umhertrieben. Die Inseln entstanden wohl vor langer Zeit, als die Bewohner vor den Inka flüchteten und sich so auf dem See verschanzten.
Nach dem ein oder anderen kleinen Witz alla, die Inseln sind deshalb verankert, dass sie nicht eines morgens in Bolivien aufwachen und sie dann ohne Pass nicht mehr nach Peru zurückkommen, war noch etwas Zeit an den kleinen Ständen auf den Inseln das ein oder andere Souvenir zu erwerben.

Nun ging es weiter aus der geschützten Bucht vor Puno hinaus auf den offenen See, welcher rund 13 mal so groß wie der Bodensee ist. Unvorstellbar! Als wir nach 2 Stunden Bootsfahrt die Bucht hinter uns gelassen hatten lag direkt vor uns die Insel Taquile, besser bekannt als „die Insel der strickenden Männer“. Die Vorfreude verflog allerdings zusehends, da wir der Insel gefühlt keinen Meter näher kamen. Tatsächlich dauerte es noch eine komplette weitere Stunde bis wir endlich am Kai festmachten.

Endlich wieder Land unter den Füßen schaukelte es gefühlt immer noch unentwegt. Beim Betreten der schwimmenden Inseln wurde ich schon fast seekrank, da sich die komplette Insel mit den Wellen des Sees bewegt. Das gleiche Gefühl hatte ich nach wie vor, obwohl wir jetzt festen Boden unter den Füßen hatten.

Vor uns lag, wie hätte es anders sein können, der Aufstieg bis zu Spitze der Insel auf dem sich der Zentrale Platz der Insel befand. Auf dem Weg dorthin sahen wir jede Menge der strickenden Männer, die allerdings nicht mit stricken sondern mit Musik machen beschäftigt waren und die Frauen in ihren bunten Gewändern dazu tanzten, wie wohl auch schon die letzten Tage zuvor.
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Woher nehmen die nur diese Energie und vor allen Luft um auf 3.900 Metern Höhe unentwegt die Insel hoch und wieder runter zu tanzen. Auf der kleinen Insel trafen wir bestimmt drei verschiedene Gruppen die seit Stunden und Tagen gefühlt immer zum selben Lied tanzten und feierten. Einige der Männer, wie sollte es an Karneval auch anders sein, waren so gut bei der Sache, dass sie völlig überschwänglich jeden begrüßten oder es kaum mehr fertig brachten einen Fuß vor den anderen zu setzen. Warum sollte es in anderen Ländern auch anders sein.

Die Insel der strickenden Männer

Die Insel der strickenden Männer

Nach einer Suppe und einer hervorragenden Forelle zum Mittag ging es dann quer über die Insel zur anderen Anlegestelle, wo unser Kutter schon auf uns wartete.
Auf der Rückfahrt machten wir es uns auf dem Dach unserer Nussschale bequem wo wir die Sonne genossen und uns ein freundlicher Argentinischer Anwalt zum Matetee einlud. Er war mit seinem Sohn unterwegs, die Frauen zu Hause gelassen, weil das nach seiner Aussage sonst viel zu kompliziert wäre und nur zu Scherereien führen würde.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir wieder in der Bucht an. Eine endlose Stunde lag bereits hinter uns und noch weitere eineinhalb vor uns. Kurz vor dem Ziel holten uns dann noch zwei weitere Ausflugskutter ein, was sich unser Bootsführer nicht gefallen lassen wollte und drückte kurz bevor uns der Mitstreiter überholt hatte ordentlich auf die Tube und verbannte den anderen Kutterkapitän in unser Kielwasser. Die andere Reisegruppe auf dem Dach des Bootes hatte sich wohl zu früh gefreut.

Kurz nach 17 Uhr waren wir wieder zurück an Land, heute früh kam mir das noch irgendwie solider vor. Zurück im Hotel, schauten wir erstmal nach unserem kränkelnden Schü, der sich vor lauter Langeweile mit dem Rasiermesser den Kopf geschoren hatte und statt Haare dort jetzt unzählige Schnittverletzungen prangten.

Zum Abendessen ging es dann wieder in die Stadt wo nach wie vor auf dem Plaza de Armas getanzt und gefeiert wurde.
Völlig erschöpft von der vielen Sonne und dem langen Umhergeschaukel auf dem Lago de Titcaca fielen wir in unser Bett, in der Hoffnung morgen in aller Frühe einen Bus in Richtung Cusco zu ergattern.

Mitten in der Nacht schlug dann wohl nur wenige Häuser entfernt in Puno ein Blitz ein. Der Donner war ohrenbetäubend als wäre ein ganzer Häuserblock gesprengt worden und im selben Moment gingen in etlichen Autos die Alarmanlagen los. Danach kehrte für den Rest der Nacht wieder die gewohnte „Ruhe“ ein.

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