Nachdem wir in aller Frühe aus dem Bett gesprungen waren, uns dann gemütlich fertig gemacht hatten kam schon der erste Schock auf uns zu. Beim Frühstück angekommen mussten wir mit Entsetzen feststellen, dass es keine Erdbeermarmelade gab. Hallo? Frühstück in Peru ohne Erdbeermarmelade, wo gibt’s denn sowas? Dafür gab es zum ersten Mal gekochten Schinken. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass es hier sowas gibt.
Nach der morgendlichen Stärkung ging es dann zu Fuß ab gehn Hafen, wo wir auf ein günstiges Boot Richtung „Insel der strickenden Männer“ hofften.
Unterwegs kamen wir am örtlichen Markt vorbei, wo die Bauern der Region alles Mögliche und Unmögliche feil boten. Von bergeweise frischen Maiskolben über Gemüse aller Art bis hin zu weißen, gefriergetrockneten Kartoffeln. Was es nicht alles gibt.
Am Puerto angekommen fing uns gleich ein beherzter Grabräuber ab und marschierte mit uns den kompletten Hafenpier entlang und versuchte uns unentwegt seine Bootstour schmackhaft zu machen. Das wir uns erstmal erkundigen wollten interessierte ihn allerdings herzlich wenig.
Am Informationshäuschen der strickenden Männer angekommen, machte man uns klar, dass wir viel zu spät waren. Die Touren beginnen um 7:30 Uhr in der Frühe und wir könnten uns jetzt höchstens für 400 Sol ein komplettes Boot mieten um zu den schwimmenden Inseln zu fahren, oder aber morgen früh rechtzeitig wieder hier zu sein um für 25 Sol pro Nase die komplette Tour zu machen. Nach reichlicher 5-sekündiger Überlegung entschieden wir uns am nächsten Tag einfach noch früher aufzustehen und kauften schonmal unsere Tickets für die morgige Tour.
Jetzt standen wir da. Der ganze Tag noch vor uns und unser Tagesplan war zunichte gemacht. Bernds Einfallsreichtum sei Dank, hatten wir nur wenig später als neues Ziel die Grabsäulen von Cutimbo vor Augen. Damit wäre dann auch gleich eines unser sekundären Reiseziele abgehakt. Mit einem mit Einheimischen vollgestopften Minibus zu fahren. Schü machte auf die hiesigen Einwohner wohl einen erschreckenden Eindruck, da eine Dame Angst hatte sich neben in zu setzen und sich vehement weigerte an seiner Seite Platz zu nehmen. Nachdem der Bus dann doch bis auf den letzten Platz plus X gefüllt war ging es dann los ins 20 Kilometer entfernte Cutimbo, was sich als kleine Siedlung mit einer Hand voll Häuser und einer Herde Schafe herausstellte.
Vor uns lag das Felsplateau auf dessen Gipfel sich die Chullpas gehn Himmel streckten.
Vor uns lag nun wieder einmal der Aufstieg in die Höhe um diese beeindruckenden Bauwerke zu bewundern, welche in der Zeit ab 1.200 n.Chr. zuerst von den Colla gebaut wurden und der Begräbniskult später auch von den Inka übernommen wurde. Die überwiegende Mehrheit der Begräbnistürme sind rund, nur wenige wurden in rechteckiger Form errichtet. Die Baumeister nutzen große Rampen um die riesigen Steinquader an Ort und Stelle zu bringen die in aller Regel fugenlos mit hoher Präzision ineinander gepasst wurden. Diese Art der Begräbnisstätten gibt es mehrfach rund um Puno, wobei die in Cutimbo die am besten erhaltenen sind und den Erdbeben am längsten trotzten. Berichten zufolge wurden zum Begräbnis eines bedeutenden Mannes auch mal 20-30 Lamas verbrannt, Frauen, Kinder und Diener getötet, damit sie dem Toten dienen konnten. Meist wurden auch noch weitere Personen mit den Toten lebendig in den Grabturm eingemauert.
Nach der Rückfahrt schauten wir noch kurz auf dem nahegelegenen Cementario vorbei. Die Bestattungskultur unterscheidet sich doch grundlegend von der unseren. Die Beisetzung erfolgt in Einzel- oder Familiengruften denen auch nach der Beisetzung immer wieder Dinge des alltäglichen Lebens ans Grab gestellt werden.
Zurück im Hotel legten wir noch eine kurze Siesta ein, um uns von unserm Sonnenstich ein wenig zu erholen, bevor wir uns wieder in den Karnevaltrubel stürzten. Die einzelnen Gruppen streiften in unseren Augen völlig plan- und ziellos in der kompletten Innenstadt umher. Uns ist völlig fraglich wie die Tänzer und Musiker es schaffen stundenlang voller Elan tanzend und musizierend durch die Straßen zu ziehen, wo wir bei unserem Aufstieg im Hotel in den 5. Stock schon dramatisch nach Luft ringen. Die Luft in dieser Höhe ist doch entschieden dünner als wir Flachlandeuropäer das gewohnt sind.
Nachdem uns dann die Lust nach einer Pizza packte, bestellten wir in einem Restaurant voller Erwartung eine große Familienpizza, die sich dann als höchstenfalls normalgroße Pizza zu dann völlig überteuertem Preis herausstellte. Hinzu kam dann noch, dass sie völlig lätschert und nicht besonders lecker war. So beschlossen wir dann uns noch ein weiteres Lokal zu suchen. Die Wahl fiel auf das „Los Uros“ in dem es typische Gerichte zu typisch günstigen Preisen gab. Es war wie erwartet nichts umwerfendes, aber auf jeden Fall ok und alle Mal besser als der vorherige Reinfall.
Zurück im Hotel stellten wir unseren Wecker dann erstmal auf halb 6, um dieses Mal auch pünktlich zu unserer Bootstour, zu den legendären schwimmenden Inseln und der Insel der strickenden Männer, am Pier zu sein.