Nach einem ruhigen Flug setzt die Boing 767-300 um Punkt 6 Uhr Ortszeit, 1 Stunde vor der planmäßigen Ankunftszeit, zur Landung an. Der Flug mit Iberia von Frankfurt nach Madrid war mit einem viel zu eng bestuhlten Flieger eher eine Qual, zumindest für so lange Menschen wie mich. Zum Glück war es nach knapp zwei Stunden schon wieder überstanden.
Dagegen war der zwölfstündige LAN-Flug die reinste Entspannung. Dank ausreichender Beinfreiheit haben wir die meiste Zeit im Land der Träume verbracht. Was wird uns wohl in den kommenden drei Wochen alles erwarten?
Nach der Einreise ging es spannungserwartend zur Gepäckausgabe. Und tatsächlich, mein Gepäck war wider erwarten vollständig und in einem Stück angekommen.
Dann mal ab ins Hotel. Vom Verkehrschaos überwältigt waren wir dann doch froh uns nicht für einen Mietwagen entschieden zu haben. Überall hupt es, der Sicherheitsabstand beträgt in der Regel nicht mehr als einige Zentimeter zu allen Seiten und trotzdem bleibt alles verhältnismäßig ruhig und gelassen, sofern man das als solches bezeichnen kann. An verkehrsreichen Kreuzungen unterstützt meist eine fröhliche Polizistin die Ampelanlage, die in den meisten Fällen doch eher als Empfehlung gehandhabt wird.
Unsere Unterkunft ist von außen kaum als solche zu erkennen und wie man es erwarten würde ein wenig heruntergekommen aber doch irgendwie ganz ok. Es sieht so aus wie eigentlich überall. Nachdem die Spanischen Eroberer das Land sich selbst überlassen haben wurde nur das aller Nötigste repariert oder ausgebessert, aber die glanzvolle Vergangenheit des Gebäudes ist überall zu erkennen. Sei es die pompöse Treppe, welche zum Empfang führt oder Säulen und kunstvoll bearbeitete Stuckdecken sowie neuartige Popkunstwerke die das abwechslungsreiche Frühstücksangebot im Gemeinschaftsraum umrahmen. Es gibt Brötchen mit Erdbeermarmelade und Mangosaft. Aber für 132 Sol für 4 Personen bietet das 1900 Hostel allen Luxus den sich ein Backpacker wünscht. Und über eine Übernachtung für rund 9€ pro Nase mit Frühstück, kann man sich auch nicht wirklich beschweren.
Auf gehts die Stadt zu entdecken.
Lima. Eine Stadt der Gegensätze. An allen Ecken wird gebaut, bzw. vor Jahrzehnten mit dem Bau begonnen und nie fertig geworden. Auf der anderen Seite findet man allen Orts mal mehr, mal weniger gut erhaltene und restaurierte Sehenswürdigkeiten um die sich gefühlt mehr Sicherheitskräfte tummeln als Touristen. Die Polizisten sind sehr fürsorglich und geben Tipps und Hilfestellungen, damit auch ja die gute Kamera nicht abhanden kommt. Der Wert einer einzelnen Kamera übersteigt wohl in den meisten Fällen tatsächlich den Wert der Fahrzeuge um ein weites und wir haben gleich mehrere dabei. Von daher ist der gut gemeinte Rat wohl mehr als berechtigt. Außer von den Familien aus den Bergen, die auf den Straßen durch den Verkauf von Süßigkeiten versuchen ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, hatte ich aber bisher nicht das Gefühl, dass uns jemand auf die Pelle rücken wollte.
Wer eine kleine Pause einlegen möchte, einen Snack für zwischendurch oder einfach eine rustikale Bierkneipe sucht, muss sich nicht lange umschauen. Ebenso reiht sich ein winziges Ladengeschäft neben das andere. Sollte man auf der Suche nach Artikeln welcher Art auch immer sein, hat man die Qual der Wahl, sei es ein Andenken aus Alpakawolle, Elektronik, Industriegerätschaften oder Zubehör und Ersatzteile fürs Auto, oder was man als solches bezeichnen möchte. Die Fortbewegungsmittel sind in der überwiegenden Mehrzahl eher lebensgefährlich als straßentauglich. Sei es das Hinterrad, dass nur noch mit drei Radmuttern befestig ist, teilweise fehlende Beleuchtung oder die Verkleidung die eher notdürftig wieder ans Gefährt geflickt wurde. Hauptsache die Hupe funktioniert einwandfrei! Schon ist die Verkehrstüchtigkeit wieder hergestellt. Tatsächlich lässt sich mit der Zeit eine rudimentäre Art der Kommunikation zwischen den Verkehrsteilnehmer erahnen.
Nach der Besichtigung des Franziskaner-Kloster mit seinen unzähligen Gemälden und Schätzen, der größten und wichtigsten Bibliothek Südamerikas und schließlich der Katakomben mit unzähligen Knochen und Schädeln sind wir sichtlich froh wieder an der frischen Luft zu sein und machen uns direkt daran einen Plan auszuhecken, wie wir das wertvollste Kunstobjekt in unser Gepäck bekommen. Eine 4 Tonnen schwere aus reinem Silber gefertigte Monstranz. Ich fürchte allerdings der Plan hat irgendeinen Flüchtigkeitsfehler.
Apropos frische Luft, oder was man als solche bezeichnen möchte. Der Geruch, den ganz Lima umgibt ist für Europäische Nasen doch eher gewöhnungsbedürftig und die hohe Luftfeuchtigkeit macht das ertragen nicht wesentlich angenehmer. Aber bei einem kühlen Qusqueña um dem wohl weithin bekannten und legendären Schinkensandwich in der Bar Cordano lässt sich selbst die härteste klimatische Bedingung ertragen.
Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hostel geht es dann gegen 17 Uhr endlich Richtung Mittagessen. Wurde aber auch langsam Zeit! Frisch gestärkt geht es auf die Suche nach einem Pisco Sour und wo könnte man den besser genießen als im berühmten El Bolivarcito, wo es den einheimischen Besuchermassen nach zu urteilen wohl den besten Pisco Sour überhaupt gibt. Zumindest die Variante mit zerriebenen Kokablättern ist durchaus lecker.
Nach einem Locationwechsel und zwei weiteren Pisco Sour geht es zurück ins Hostel den Rausch ausschlafen. Morgen früh gibt es wieder Erdbeermarmeladenbrötchen und gegen 12 Uhr fährt der Bus nach Nascar. Mein Schrittzähler zählt für heute 26.626 Schritte, was wohl auch unsere müden Knochen erklärt.
das ist ja wohl mehr ein sandwichschinken als ein schinkensandwich – jetzt hab ich hunger :p