12. Tag – 24.02.2014 – Cusco

Endlich mal ausschlafen. Zumindest war das der Plan. Leider trampelte uns seit gefühlt 5 Uhr oder früher jemand auf dem Kopf herum. Also war es recht früh vorbei mit dem verdienten Schlaf. Also auf zum Frühstück. Diesmal wieder gewohnt spartanisch mit Brötchen, Butter und … natürlich Erdbeermarmelade.
Nach einer Tasse Cocatee ging es frisch gestärkt in die nahegelegene Innenstadt um Cusco zu erkunden, was auf Quechua soviel wie „Nabel der Welt“ bedeutet. Warum das heißt, sollten wir später noch erfahren.

Zuerst besorgten wir uns einen TouristenPass mit dem man diverse Museen und umliegende Sehenswürdigkeiten bestaunen darf.
Den Anfang machte ein Handwerkermarkt in einem unscheinbaren Hinterhof an dem sich ein Verkaufsstand an den nächsten Reihte.

Handwerkermarkt

Handwerkermarkt

Ein paar Ecken weiter erreichten wir den den Zentralmarkt von Cusco. Dieses Erlebnis lässt sich kaum in Worte fassen und würde in Deutschland direkt nach der Öffnung wegen Verstoßes gegen so ziemlich jede Hygienevorschrift wieder geschlossen.

Mercado Central de San Pedro

Mercado Central de San Pedro

Schon beim Eintritt lag ein leicht merkwürdiger Geruch in der Luft, der aber für Peru mittlerweile schon fast gewohnt war.

Zu Beginn gab es in jeder Reihe diverse kleine Stände, die immer irgendwie das Gleiche verkauften. Dafür gab es Reihe für Reihe andere Dinge. Es gab Kleidung und Stoffe in der nächsten Reihe gefolgt von Hähnchen und Würsten, weiter ging es mit Rind und Alpaka gefolgt von Obst, als nächstes Brot, alle erdenklichen Sämereien, Käse, Kaviar, eingelegte Oliven, Gemüse, diverse Mehlsorten bis wir Schlussendlich in der „Frischfleisch-Abteilung“ am anderen Ende der Halle angelangt waren. Hier war dann auch der Ursprung des speziellen Geruchs, der in dieser Ecke der Markthalle die Schwelle zum nahezu Unerträglichen erreichte. Hier gab es alles, was sich das Feinschmeckerherz wünscht. Von Rinderzunge über Blase, Füße und andere Eingeweide bis hin zum Ochsenmaul samt Haaren und Zähnen blieben keine Wünsche offen. Natürlich alles direkt frisch vor Ort vor den Augen des Kaufwilligen zerlegt. Und wer es nicht abwarten konnte, der durfte direkt ein paar Meter weiter an unzähligen Essenständen die Köstlichkeiten direkt an Ort und Stelle genießen. Der laue Duft von Verwesung in der Nase machte diese Mahlzeit ganz besonders. Wir konnten es uns nicht verkneifen weiterzugehen in der Hoffnung im vorderen Teil der Halle wieder etwas bessere Luft zu erhaschen. Tatsächlich reihten sich dort dann etwa 30 winzige Stände aneinander, an denen es frisch zubereitete Obstsäfte gab. Es gab überall das exakt Gleiche zum absolut identischen Preis. Was eine Absurdität.
Jetzt wussten wir also wo all unser Essen, das Obst und das Fleisch herkamen und das seit unserer Ankunft bei den meisten von uns für mehr der weniger Magenverstimmungen führte.

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Um uns von diesem Kulturschock zu erholen schauten wir einige Minuten einem Straßenkünstler zu, der in kürzester Zeit mit Spraydosen und einigen selbst zugeschnittenen Schablonen wahre Kunstwerke aufs Papier zauberte, was selbst einem geübten Grafiker mit tagelanger Zeit kaum gelingen würde.

Auf unserer anschließenden Museumstour erfuhren wir viel über die Geschichte Perus, deren Vorfahren und Lebensgewohnheiten. Bilder zu machen war in den Museen leider generell verboten, dafür bot Cusco selbst genügend Motive um schöne Erinnerungen festzuhalten.
Cusco ist in unseren Augen die bislang schönste Stadt Peru’s. Die Altstadt lädt mit ihren schmalen Gassen und engen Häuschen zum Verweilen ein.

Plaza de Armas

Plaza de Armas

Nachdem wir an einer hoch oben gelegenen Kirche die Aussicht über Cusco genossen hatten, beschlossen wir uns beim Abstieg etwas für unser körperliches Wohlbefinden zu tun und kehrten in einer kleinen Gastwirtschaft ein, wo man uns für 12 Sol ein 5-Gänge-Menü präsentierte, das wirklich lecker und für eine Mittagsmahlzeit durchaus ausreichend war.

Woran es in Cusco auch nicht mangelt sind Kirchen und Kathedralen. Die spanischen Eroberer waren wirklich sehr fleißig und schufen riesige, voller Pomp und Protz strotzender Gotteshäuser. Die Dekadenz der katholischen Kirche ist wirklich unbeschreiblich. Die Kathedrale Cusco’s ist ein Monumentales Bauwerk mit einem riesigen Hochalter der mit 1.250 Tonnen Silber verkleidet ist. Die rund 20 Seitenaltäre mit filigransten Schnitzereien in edlen Hölzern sind zumeist komplett mit Gold verziert. Die unzähligen Statuen der Heiligen sind in aller Regel mit feinsten kunstvoll verzierten Stoffgewändern bekleidet, welche jedes für sich Monate der Herstellung bedurfte und eines Königs würdig gewesen wären. Die beiden Seitenschiffe der Kathedrale alleine waren schon so groß wie eine gewöhnliche Kirche mit natürlich ähnlich prunkvollen Altären und Seitenaltären.

Den Höhepunkt der Überheblichkeit der Kirche stellte ein Gotteshaus dar, das direkt auf einem alten Inkatempel errichtet wurde, welches wohl seiner Zeit das Zentrum der Inka darstellte. Hier wurde uns dann auch klar, warum Cusco der Nabel der Welt bedeutet.

Convento de Santo Domingo del Cusco

Convento de Santo Domingo del Cusco


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Die Baukunst der Inka ist wirklich beeindruckend und an Präzision kaum zu übertreffen. Selbst heutige Handwerker dürften ihre Not haben an diese Präzision heranzukommen.

In einem weiteren kurzen Museumsbesuch könnten wir nochmals auch die filigrane Schmiedekunst der Inka bestaunen. In winzige Figuren sind feine Reliefs eingearbeitet, die mit bloßen Auge kaum erkennbar waren. Auch waren die Inka schon recht erfindungsreich. So konnten wir ein großes hölzernes Zylinderschloss bestaunen, welches sich von heutigen Schlössern, von der Größe einmal abgesehen, nur wenig unterscheidet und auf ähnlichen Mechanismen aufbaut.

Nach unseren vielen Eindrücken des heutigen Tages suchten wir uns wieder ein schnuckeliges Lokal, wo wir für 15 Sol wieder die gewohnt gute peruanische Küche genießen konnten.

Morgen geht es auf, die umliegenden Inkastätten zu erkunden.

9 Replies to “12. Tag – 24.02.2014 – Cusco”

  1. Brilu

    Hallo ihr vier,
    Ich freue mich jeden morgen auf den ausführlichen Reisebericht von Mühle,
    Aber ihr befindet euch immer noch im Inkareich oder? 🙂
    Ich freue mich schon auf die lange Dianacht

  2. Hypo

    Ich würde es so feiern… Jeden morgen Erdbeermarmelade!! 😀 😀

    Aber bei dem Silber in der Kathedrale meinst du schon 1,25 Tonnen oder?
    Andernfalls wären das ja 119 Kubikmeter massives Silber (Marktwert 675 Mio. $) 😉
    675.000 $ Silber zu bewachen ist vermutlich auch genug Aufwand.

  3. Matthias Hein Autor dieses Beitrags:

    Vielen Dank für das tolle Feedback! Es ist doch sehr mühsam diesen Blog mit Leben zu füllen. Bei den hiesigen Internetbedingungen dauert er jeden Tag gut und gerne 2-3 Stunden bis ein Bericht fertig ist. Ich werde mir aber weiterhin Mühe geben es möglichst interessant und kurzweilig zu gestalten, auch wenn das Bilder hochladen eine Tortour ist 😉

  4. Matthias Hein Autor dieses Beitrags:

    Das mit dem Silber hat mich auch verwundert. Stand aber so auf der Infotafel. Das Ding ist schon sehr massiv und wuchtig. Allerdings kam mir die Zahl auch sehr hoch vor. Wir waren einige Tage zuvor ein einem Kloster mit einem im Verhältnis winzigen Altar der aus 4 Tonnen Silber besteht. Keine Ahnung wo jetzt die Wahrheit liegt.

  5. Hypo

    Mal was anderes: ständig ist von den Maya die Rede, aber müssten das nicht eigtl. die Inka gewesen sein? 🙂

  6. Matthias Hein Autor dieses Beitrags:

    Natürlich sind es die Inka. Die Höhenluft hier hinterlässt doch ab und an ihre Spuren. Werde es sofort ändern 😉

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