5 Uhr. Der Wecker klingelt. Wie so oft in den letzten Tagen. Eigentlich dachten wir alle wir hätten Urlaub und könnten ausschlafen. Allerdings müssen wir zwischen 7 und 8 Uhr oben am Eingangstor zu Waynapicchu sein, ansonsten verfällt unser Ticket, was ja nicht gerade günstig war.
Nach einem kurzen Frühstück machen wir uns auf, mit Sack und Pack, den bereits am Vorabend erzwungenen Trail nach Machu Picchu erneut zu erklimmen. Diesmal geht es aber 450 Höhenmeter nach oben. Veranschlagt wurde 1 Stunde und tatsächlich, nachdem es am Anfang doch etwas mühsam war erreichten wir das obere Ende des Camino bereits nach 55 Minuten. Nur wenige Minuten später trudelte dann auch der Rest, mit einer gewissen Erleichterung im Gesicht, ein.
Jetzt aber schnell quer durch Machu Picchu hindurch zum andern Ende, wo sich der Eingang zu Waynapicchu befindet. Das war allerdings leichter gesagt als getan. Irgendwas hatten die Aufseher heute in ihrem Tee und plötzlich war Bernds Rucksack mit samt der Fotoausrüstung zu groß. Auch längeres einreden auf den Wärter brachte keinen Erfolg und so verstauten wir die wichtigsten Dinge am Mann und ließen seinen Rücksack am Eingang zurück.
Kurz vor Torschluss erreichten wir den Eingang und hatten jetzt alle Zeit der Welt den Berg zu erklimmen.
Anfänglich ging es nochmal ein Stück bergab und genügend Schwung für den teilweise wirklich sehr steilen Aufstieg zu holen.
Die Stufen waren teils so schmal, dass man einen Fuß nicht mal quer darauf unter brachte. Zum Glück gab es an den meisten Stellen nichts woran man sich zusätzlich hätte festhalten können und so war es teilweise ein echter Balanceakt den steilen Aufstieg zu bewältigen. Kurz vor dem Ziel mussten wir uns durch eine enge Höhle zwängen, was mit Rücksack ein echtes Problem darstellte. Am anderen Ende waren wir dann samt Klamotten schön dreckig, aber das Ziel lag vor Augen.
Oben angekommen entschädigte dann aber ein unbeschreiblicher Ausblick. Selbst die Fotos vermitteln nur einen ungefähren Eindruck der Aussicht auf Machu Picchu hinunter und der umliegenden Berghänge.
Der Wetter meinte es zum Glück, so wie die meiste Zeit der letzten Wochen, gut mit uns und wir konnten einen herrlichen Moment genießen bevor uns der Weg auf der Rückseite des Berges hinab zum „Templo de la Luna“ führte.
Der Abstieg führte mitten durch den Dschungel, auf den Spuren von Indiana Jones, über enge steilen Treppen, hinab über lange robuste Holzleitern mitten durch zugewucherte enge Pfade bis wir schließlich tief im Tal den Mondtempel erreichten.
Irgendwie ist es schon verrückt wo die Inkas überall riesige Bauwerke erschufen und welche Strapazen sie dafür in Kauf nahmen. Ein Wegweiser ermunterte uns wieder zum Aufstieg, der eineinhalb Stunden dauern sollte. Während wir wieder über steile Treppen, Wurzelwerk und Felsen, vorbei ein steil aufragenden Klippen und Wasserfällen, bergauf und bergab stolperten, waren wir uns langsam sicher, dass das eigentliche Opfer der beschwerliche Weg zu den Tempelanlagen war. Schon nach einer Stunde waren wir wieder oben an Machu Picchu angekommen und fühlten uns wie Marathonsieger, da wir die gebotene Zeit weit unterschritten hatten.
Die nächsten Stunden verbrachten wir damit nochmals Machu Picchu zu erkunden und einige schöne Fotos zu schießen, da wir heute wirklich tolles Wetter und viel Sonnenschein hatten.
Zu guter Letzt führte uns unser Weg wieder hinab ins Tal über den bekannten Camino, den wir jetzt bereits zum dritten Mal beschritten wo am Ende des Wegs direkt nach der Überquerung des Urubamba ein kühles Bier auf uns wartete. Das hatten wir uns heute nach 36.562 Schritten und der Bezwingung von rund 190 Stockwerken auch redlich verdient.
Auf dem Rückweg wollten wir noch kurz einen Abstecher zum Botanischen Garten machen. Als man uns dann aber eröffnete, dass wir 10 Sol Eintritt berappen sollten nur um uns erneut einen steilen Berg hinauf zu kämpfen, lehnten wir dankend ab und gaben das gesparte Geld lieber in einer Gastwirtschaft direkt an den Gleisen aus und gönnten uns ein weiteres kühles Cusqueña.
Nach einem kurzen Rundgang durch die unzähligen Verkaufsstände am Bahnhof gingen wir gegen 18 Uhr an Board unseres Zuges der uns bei mittlerweile eintretender Dämmerung nach Ollantaytambo brachte. Während der Fahrt belustigen uns die Zugbegleiter mit unerschütterlicher Motivation mit einer Modenschau um im Anschluss die präsentierten Kleidungsstücke und Accessoires an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
Nachdem wir uns in Ollantaytambo durch die Unmengen von Taxifahrern gekämpft hatten, die uns alle nach Cusco zurück bringen wollten hatten wir unser Hotel in dem kleinen, uralten Ort recht schnell gefunden. Wir wunderten uns schon auf dem Weg dorthin, dass es hier allgemein ziemlich dunkel war, was aber sehr romantisch wirkte. Im Hotel selbst brannten nur einige Kerzen die ein wohliges Licht verströmten. Wir wurden freudig empfangen und man erklärte uns umgehend, das der für heute wegen Wartungsarbeiten angekündigte Stromausfall bis 12 Uhr Mittags, bereits mehr als doppelt so lange dauert wie geplant. Irgendwie wunderte uns das allerdings nicht und da es heißes Wasser zum duschen gab störte uns das auch nicht weiter. So lag die halbe Stadt weiterhin im dunklen und unser Hostelbesitzer erzählte uns, dass bei seinen Eltern das halbe Haus Licht hatte und die andere Hälfte ohne Strom war. Sowas gibt es wohl auch nur in Peru.
Leider war der Mond etwas zu hell um den Sternenhimmel genießen zu können und so fielen wir erschöpft vom heutigen Tag in die wohl bequemsten Betten, die wir auf unserer gesamten Reise bisher hatten. Morgen stehen dann die Ruinen von Ollantaytambo auf dem Plan. Wir sind gespannt welche Überraschungen hier auf uns warten.
Schön, dass es da oben noch genauso cool aussieht wie damals :o)
Ich hoffe ihr habt euch jetzt bei einigen Pisco Sour von den Strapazen erholt. Oder zumindest bei einer fast 12 Minuten lang gekühlten 1.5-Bombe Coca Cola!
Joar, Donnerstag ist Vollmond… :-/ nächst Woche könnte es dann etwas besser (=dunkler) werden.
Ich dachte erst, du fotografierst deinen Fuß vor einer Fotowand, weil der hintere Fuß wie ein Schatten gewirkt hat! 😀
Stromausfall nur in einer Haushälfte = unbezahlbar!! ;D ;D